Editorial Wintersemester 2020/2021

Liebe Kommiliton*innen, wir freuen uns, euch das Alternative Vorlesungsverzeichnis (AVV) zum Wintersemester 2020/21 zu präsentieren! Im AVV werden die Autonomen Tutorien sowie studentische Veranstaltungen und Lesekreise vorgestellt, die semesterbegleitend von Studierenden für Studierende angeboten werden. Neben den Vorstellungstexten findet ihr hier Angaben zu Terminen und Räumlichkeiten der Veranstaltungen. Für nähere Infos könnt ihr euch immer gerne an die ebenfalls angegebene Kontaktperson der jeweiligen Veranstaltung wenden. Zur Übersicht sind die Autonomen Tutorien nach Fachbereichen sortiert. Sämtliche Veranstaltungen stehen aber für alle Studierenden jeglicher Fachrichtung offen. 

 

Autonome Tutorien sind studentisch organisierte Veranstaltungen, welche Themen aufgreifen, die in den regulären universitären Veranstaltungen häufig kaum Berücksichtigung finden. Wenn ihr euch näher für die Autonomen Tutorien interessiert oder selbst einmal eins anbieten möchtet, wendet euch gerne an eure studentischen Vertreter*innen aus der Fachschaft oder dem Allgemeinen Studierendenausschuss. 

 

Euer AStA

Editorial


Liebe Kommiliton*innen, wir freuen uns, euch das Alternative Alternative Vorlesungsverzeichnis (AVV) zum Sommersemester 2020 zu präsentieren.

Im AVV werden die Autonomen Tutorien sowie studentische Veranstaltungen und Lesekreise vorgestellt, die semesterbegleitend von Studierenden für Studierende angeboten werden. Neben den Vorstellungstexten findet ihr hier Angaben zu Terminen und Räumlichkeiten der Veranstaltungen. Für nähere Infos könnt ihr euch immer gerne an die ebenfalls angegebene Kontaktperson der jeweiligen Veranstaltung wenden. Zur Übersicht sind die Autonomen Tutorien nach Fachbereichen sortiert. Sämtliche Veranstaltungen stehen aber für alle Studierenden jeglicher Fachrichtung offen. Wenn ihr euch näher für die Autonomen Tutorien interessiert oder selbst einmal eins anbieten möchtet, wendet euch gerne an eure studentischen Vertreter*innen aus Fachschaft oder AStA. 

LERNEN FREI VON ZWANG UND LEISTUNG

Schaut man in die Beschreibungen von Autonomen Tutorien eines beliebigen bundesdeutschen AStA, sieht man überall dasselbe Bild. Autonome Tutorien sollen ein Angebot darstellen, welches nicht an »inneruniversitäre Bologna-Zwänge« gebunden sei; »abseits des vorgeschriebenen Lehrbetriebs« könnten hier Studierende frei räsonieren. »neben den verdichteten Studienplänen (sollen die Autonomen Tutorien nämlich) eine andere Art des Studierens (…) fördern«. Eine Art »ohne unmittelbaren Konkurrenz-, Leistungs- und Zeitdruck, die ›Beaufsichtigung‹ durch Professor*innen und die oftmals einschüchternde Wirkung ihres (vermeintlich) enormen Wissensvorsprungs.« Autonome Tutorien stehen also ihrer Idee nach dem strukturierten Lehralltag entgegen, da in ihnen Studierende autonom, also selbstorganisiert, sich frei, abseits einer strengen fachlichen Einengung, mit Themen beschäftigen, die sonst wenig oder gar nicht vorkommen. An der Goethe-Universität Frankfurt sind in dieser Form Autonome Tutorien wohl in den 1980er Jahren aufgekommen. Sie bereichern bis heute das Angebot kritischer Lehrveranstaltungen.

KRITIK IN DER NEOLIBERALEN UNIVERSITÄT

Mit dem Aussterben der durch 1968 eingesetzten akademischen Marxisten, sowie durch die Beendigung der Systemgegensätze, hat sich an den Universitäten ein mit Neoliberalisierung konformer postmoderner Egalismus durchgesetzt. Während vor fünfzig Jahren gesellschaftliche Institutionen wie Universitätspräsidien Angst vor der Radikalisierung der Jugend hatten, ist heute jedes noch so bescheuerte studentische Engagement gewollt, gefördert und auf der Uniwebsite stolz präsentiert. Solange der praktische Betrieb nicht gestört wird, ist alles ok und ideologisch reichlich flexibel.

AUTONOME TUTORIEN VERTEIDIGEN!

Verteidigung der Autonomen Tutorien heißt auch, Räume für solche Theorien zu verteidigen, die nicht den status quo verteidigen, sondern ein Interesse an dessen Veränderung haben (weshalb sie im offiziellen Lehrplan nicht vorkommen). Autonomen Tutorien sind Möglichkeiten der Selbstgestaltung. Aber es handelt sich nicht nur um Orte, die Seminare, die sonst von Dozent*Innen organisiert werden, auch einmal selbst zu veranstalten, sondern vielmehr um Möglichkeiten, eine echte Alternative zu deren Angebot zu organisieren. Aber diese Organisation setzt eine strukturierte Fachschaftsarbeit, und einen kritischen Sinn für die gegenwärtigen neoliberalen Veränderungen des Unibetriebs voraus und ist deshalb nicht selbstverständlich. Sind diese Voraussetzungen nicht gegeben, verlängern die Autonomen Tutorien nur den ohnehin schon vorhandenen Betrieb und führen nicht dazu, dass neue Studierende sich mit dem universitären Betrieb in ein Verhältnis setzen können. In diesem Sinne wünschen wir euch viel Spaß mit den Autonomen Tutorien.

Euer AStA